Mittwoch, 6. November 2013

Seniorkatzen

Wenn Katzen älter werden

Es geschieht meist unbemerkt. Aus dem wild spielenden Kätzchen ist eine erwachsene Katze geworden, aber viele weitere Jahre ziehen ins Land, ohne dass wir große Veränderungen an unserer Katze wahrnehmen. Und "plötzlich" feiern wir den 10. Geburtstag unseres Stubentigers. Ist sie jetzt alt?


Altern ist ein langsamer aber natürlicher Prozess. Genau wie bei uns Menschen beginnt dieser Prozess bei manchen Katzen früher und bei anderen später.

In der Veterinärmedizin werden Katzen bereits mit ca. 8 Jahren als alt bezeichnet. Geriatrische Profile, also ein Altersblutbild, werden beim Tierarzt gemacht und die Futtermittelindustrie bietet spezielles Futter für Senioren (ab dem 8. Lebensjahr) an.

Dabei entspricht dieses Alter gerade einmal einem Menschen mit Mitte 40. Tatsächlich werden Katzen durchschnittlich zwischen 15-17 Jahre alt. Die Methusalems unter den Katzen werden sogar bis zu 25 Jahre alt.



Ab wann spricht man von Seniorkatzen?


Katzen werden schnell erwachsen, lassen sich mit dem „Alt- werden“ dafür viel Zeit. Es gibt einige Anzeichen, die darauf deuten, dass Ihre Katze jetzt zum Senioren wird. Viele Katzen werden ab einem gewissen Punkt einfach weniger, ein Phänomen, dass man auch von uns Menschen kennt. Aufgrund der geringeren Bewegung und Futtermengen wird die Muskelmasse weniger, die Hüftknochen treten stärker hervor, sie wirkt kleiner und zerbrechlicher.


Veränderungen und Erkrankungen mit zu nehmenden Alter


Wenn Katzen älter werden, verändern sich ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten. In der nachfolgenden Liste finden Sie die wichtigsten Punkte, die eintreten können, aber nicht müssen:

Schlafen: Das Ruhebedürfnis nimmt mit zu nehmenden Alter zu. Die Katzen bevorzugen meist weiche und warme Plätzchen, gerne auf einer etwas erhöhten Position, von der aus sie alles im Blick haben.

Zugluft: Alte Katzen sind in Bezug auf Zugluft wesentlich empfindlicher, gerade bei Fensterplätzen sollen wir ein Auge darauf haben.

Schmusen: Viele ältere Katzen werden immer verschmuster, suchen noch mehr als vorher die Nähe ihres Menschen. Sie brauchen die liebevolle Bestätigung, dass sie nach wie vor geschätzt werden.

Spielen: Katzen spielen bis ins hohe Alter, wenn sie dem entsprechend gefordert werden. Ihr Spielen ist zwar weniger intensiv als wie bei einer Jungkatze, aber sie brauchen die Bewegung und die Abwechslung, damit sie sich nicht langweilen und resignieren. Unsere Aufgabe ist es, heraus zu finden, welche Spiele sie inzwischen bevorzugen. Wenn Angeln und Co nicht mehr der Hit sind, bieten Katzenfummelbretter und andere Denkspiele eine Alternative. 

Tüddeligkeit und Sturheit: Auch Katzen können eine gewisse Alterssenilität kriegen, sie kann sich zum Beispiel in einer allgemeinen Verwirrtheit in manchen Situationen zeigen. Und so wie alte Menschen oftmals sturer und weniger flexibel werden, so werden es auch unsere Katzen. In beiden Fällen ist ein liebevolles Auseinandersetzen und Beschäftigen mit der Katze der beste Weg. Die täglichen Rituale die wir mit unseren Katzen haben, werden für eine ältere Katze noch viel wichtiger. Auf sie überfordernde Veränderungen kann sie mit Angst oder Aggression reagieren.

Essverhalten: Vielen Seniorkatzen muss man das Essen hinterher tragen und sie oftmals vom Napfinhalt überzeugen oder mehrere Dosen aufmachen. Wenn Ihre Katze etwas schlechter essen sollte, bieten Sie ihr mehrmals am Tag den Napf an, egal wo sie gerade liegt.

Ernährung: Der Stoffwechsel und die Hormonproduktion einer Katze im Alter verändern sich, sie werden langsamer und das Muskel-Fettverhältnis verschiebt sich. Ihr Energiebedarf – Kalorien – senkt sich, dagegen steigt der Bedarf nach hochwertigen Proteinen (tierischem Eiweiß) und Vitaminen. 

Futternapf: Manche Katzen werden im Alter etwas "steifer", unbeweglicher, andere leiden unter einem übersäuerten Magen. Ein erhöhter Napf - zum Beispiel ein dickes Buch drunter stellen - biete dafür schnelle Hilfe.


Trinken: Ältere Katzen sollten mehr trinken, dass hilft ihnen die Stoffwechselprodukte leichter auszuscheiden. 

Ältere Katzen können unter Verstopfung leiden, auch hier hilft viel Trinken schon weiter. Im schlimmsten Falle muss der Tierarzt oder ein Tierheilpraktiker bei Verstopfungen helfen.




Geruchssinn: Wie bei uns Menschen lassen viele Sinne auch bei den Katzen nach. Der Geruchsinn ist ein wichtiges Kommunikationsmittel von Katzen, so essen sie zum Beispiel auch nichts, was sie nicht riechen können. Deswegen ist Seniorfutter auch meist geruchsintensiver.

Sehkraft: Mit zu nehmenden Alter kann die Sehkraft einer Katze nachlassen, Katzen können auch grauen oder grünen Star kriegen. Falls Ihre Katze davon betroffen ist, ist es ratsam ihre Umgebung nicht großartig zu verändern. Manche Katzen freuen sich, wenn Nachts ein kleines Licht wie zum Beispiel einer Salzkristalleuchte für sie brennt, man kann beobachten, wie sie die Nähe zum Licht suchen.


Hörkraft: Viele ältere Katzen hören schlechter, manche werden gar taub. Ein mögliches Indiz hierfür ist ein lauteres Rufen Ihrer Katze, da sie sich selbst geringer oder gar nicht mehr hört.

Sprungkraft: Arthrose und Rheuma können auch bei Katzen auftreten, genauso wie ein normales Nachlassen der Sprungkraft. Sehr hilfreich sind jetzt kleine Kratzbäume oder Möbel, die Ihrer Katze den Aufstieg auf die Heizung, die Balkonbrüstung oder andere erhöhte Lieblingsplätze erleichtern.

Gelenkigkeit: Die Beweglichkeit wird wie bei uns Menschen auch geringer. Manchmal werden gar die Katzenkloumrandungen zu hoch. Ein kleiner Fußschemel vor dem Klo oder ein etwas eingeschnittener Rand bieten hier Hilfe.

Unsauberkeit: Viele verschiedene Faktoren können bei einer Katze im Alter zur Unsauberkeit führen, Sei es, dass sie in ihrer Verwirrtheit das Klo nicht findet, es nicht schnell genug erreicht hat, sie dachte sie sei auf dem Klo oder sie nicht hineinkam, es kann immer wieder mal passieren. Bitte beseitigen sie kommentarlos das kleine Malheur, sie kann wirklich nichts dafür und meint es in keinster Weise persönlich. Eventuell müssen Sie für eine gewisse Zeit einfach den Teppich wegräumen oder mehrere niedrige Klos aufstellen.

Fell- und Körperpflege: Einhergehend mit der geringeren Gelenkigkeit kommt die Katze beim Putzen nicht mehr überall hin. Mit einem feuchten – nicht nassen! – Waschlappen können wir sie dabei unterstützen.

Haut und Fell: Viele Katzen bekommen im Alter eine trockene Haut und oder ein struppiges oder schuppiges Fell. Oftmals zeigt das einen Mangel an bestimmten Vitaminen oder Spurenelementen an, es gibt viele natürliche Nahrungsergänzungsmittel und Produkte, mit denen Sie ihr – am Besten in Absprache mit Ihrem Tierarzt oder Tierheilpraktiker – helfen können.

Zähne und Zahnfleisch: Zahnstein und Zahnfleischentzündungen sind eine häufige Erkrankung im Alter. Am Besten ist ein regelmäßiger Kontrollblick ins Mäulchen, denn wenn sie davon betroffen sind sollte schnell Abhilfe beim Tierarzt geschaffen werden. Zum einen lassen Schmerzen im Mund Katzen weniger oder gar nicht fressen, zum anderen können längere Entzündungen im Maul zu weiteren Krankheiten wie der chronischen Niereninsuffizienz führen.

Nierenfunktion: An der chronischen Niereninsuffizienz erkranken rund ein Drittel aller Katzen im Alter. 

Herzfunktion: Katzen können im Laufe des Älterwerdens Herzerkrankungen bekommen:

Blutzucker: Nicht wenige Katzen bekommen im Alter einen erhöhten Blutzucker, manche brauchen sogar eine tägliche Insulinspritze.

Fettleibigkeit: Manche Katzen neigen aufgrund zu weniger Bewegung und eventuell auch falschem Essverhalten zur Fettleibigkeit im Alter. Da dies die Gelenke und den Stoffwechsel mehr belastet ist ein langsames Abnehmen in Begleitung eines Tierarztes oder Tierheilpraktikers ratsam.

Schilddrüsenfehlfunktion: Eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist bei Katzen über 10 Jahren die häufigste hormonelle Störung, sehr typisch ist ein Gewichtsverlust trotz erhöhter Futteraufnahme.

Tumorerkrankungen: Falls Ihnen beim Schmusen ein Knubbel oder Knoten auffällt, lassen Sie ihn bitte tierärztlich untersuchen. Bei Katzen steigt die Neigung an Tumorerkrankungen mit dem Alter. Die häufigste Form ist das maligne Lymphom:




Das Leben mit einer alten Katze


Wenn eine oder mehrere der oben beschriebenen Veränderungen oder Erkrankungen bei Ihrer Katze eingetroffen sind, wenn sie anfängt abzubauen, dann hat ihre letzte Lebensphase begonnen. Ihre Katze braucht Sie, Ihre Gelassenheit und Ihre Liebe genauso sehr, wie sie sie als kleines Kitten brauchte. Natürlich kann es Sie stressen, wenn sie mal wieder nicht ins Klo gepinkelt hat oder wenn sie Sie mehrmals täglich lauthals anmiauzt, weil sie etwas will. Aber es ist auch eine sehr innige Zeit, wenn Sie sich darauf einlassen, wenn Sie zulassen, dass jetzt ihre Lebenszeit sich langsam oder auch schnell dem Ende nähert. Bei den meisten Katzen wird im Alter das Schmusebedürfnis, die Sehnsucht nach Ihrer Zärtlichkeit größer, sie braucht Ihre Nähe und Zuwendung um in Würde zu altern und sich zu verabschieden.

Beobachten Sie sie im Hinblick auf oben beschriebene Erkrankungen oder Beschwerden und lesen Sie ihr jeden Wunsch von den Augen ab.


Ihr Lohn liegt in der Zufriedenheit Ihrer alten Katze, in ihrem lauten Schnurren wenn sie in Ihrem Arm liegt, der gerade wieder einmal einschläft, weil Sie sich wegen ihr nicht bewegen können und wollen.