Mittwoch, 13. November 2013

Katzenzusammenführung

Katzen sind soziale Tiere und brauchen Artgenossen. Sie sollen nicht allein gehalten werden, Themen dazu findet ihr genügend unter der Rubrik "Einzelkatzen" und "Anfänger". Hier sind wir nun einen Schritt weiter und nun soll es darum gehen, wie man passende Kumpel findet und wie man sie zusammenbringt. Eins vorneweg: Knall auf Fall ist nie gut, man sollte eine Zusammenführung bedacht angehen...

Meine Katze lebt bisher allein. Sie ist unter 1 Jahr alt


Katzen bis zu 1 Jahr sind Kitten. Hier ist die Zusammenführung meist Problemlos. Zu so jungen Tieren bitte keine Opis oder Omis setzen, diese sind mit der Aktivität und Power der Jungspunde überfordert. Kitten brauchen dringend Kumpels, denn in diesem Alter prägt sich das Sozialverhalten am meisten. Wenn Kitten vereinsamen, machen sie Blödsinn und oft stellen sich arge Verhaltensprobleme ein. Etwa werden sie Unsauber, zerkratzen Möbel, fressen Kabel an, räumen Schränke aus usw. Kitten sollen nie allein gehalten werden, auch wenn sie mal Freigänger werden. Eh man Katzen rauslässt, vergeht einige Zeit. Sie müssen vorher kastriert sein und eine feste Bindung zum Zuhause haben. In dieser Zeit sind sie ohne Artgenossen isoliert- also jemand dazu und wenn Freigang dann eben zwei Katzen in Freigang geben.


Meine Katze lebt bisher allein. Sie ist über 1 Jahr bis 9 Jahre alt


Hier bitte auch keine Senioren oder Jungspunde dazu setzen. Diese Katzen sind zwar noch sehr aktiv, dies
ändert sich aber mit fortschreitenden Alter. Dann wird der Altersunterschied einfach zu groß und es entsetht schnell Stress. Die Altersspanne sollte 1/2 Jahr Unterschied nicht überschreiten, so ist die Gefahr am geringsten, dass es auch später noch zu Problemen kommt.


Meine Katze lebt allein und ist 10 Jahre oder älter


Hier spricht man von Senioren, wo sich das Einzelkatze- Dasein wohl schon sehr eingeprägt hat und man nur einen Zusammenfhrungsversuch starten sollte, wenn man erfahren ist bzw. sich ziemlich sicher ist, dass es glückt. Bitte immer nur Katzen zusammenführen, die im ähnlichen Alter sind, denn die Bedürfnisse sind dann gleich und Probleme können so am besten vermieden werden. Einzelkatzen gibt es nicht aus Prinzip, sie werden vom Menschen dazu gemacht. Wenn ein Tier jahrelang ohne Artgenossen lebt, dann prägt sich das ein und entsprechend ist dann das Verhalten. Meist sind die Einzelkatzen aber die älteren, Ausnahmefälle für die es aber dennoch auch schöne Optionen gibt- warum nicht eine Seniorkatze zu lieben alten Menschen? Tiere können so viel geben, Seniorkatzen brauchen Ruhe und sind nicht mehr wild und so dankbar, wenn sie einen schönen Lebensabend verbringen dürfen, bei einem Menschen, der einfach da ist.

Aber im Tierheim wurde gesagt es sei ein Einzeltier


ändert sich aber ab einen gewissen Alter. Bei Katzen im Alter von 1-10 Jahre sollte immer ein ähnliches Alter dazu, der Abstand maximal 1/2 Jahr sein, damit man Problemen aus den Weg gehen kann. Eine Garantie gibt es natürlich auch hierfür nicht. Nun kommt es in dieser Altersspanne darauf an, wie lang das Tier isoliert gelebt hat. Je länger, desto schwieriger gestaltet sich die Zusammenführung. Diese Tiere waren jahrelang allein und plötzlich kommt da jemand neues dazu. Hier muss bedacht vorgegangen werden und Hauruck Aktion sind hier definitiv Fehl am Platze.
Die Situation im Tierheim ist eine Ausnahmesituation. Dort kann über das Verhalten in einer endgültigen Familie nur spekuliert werden. Am besten können Pflegestellen das Verhalten von Katzen einschätzen. Im Tierheim sind einfach viel zu viele verschiedene Tiere auf einen Fleck, zu viel Unruhe, wenig Zeit zum kümmern und einfach "Dasein" der Pfleger, 1000 verschiedene Gerüche, Situationen, Geräusche- einfach alles was verunsichert. Dort kann kein Tier richtig eingeschätzt werden. Desswegen- das Tier im neuen Zuhause erstmal ankommen lassen, eingewöhnen lassen, Vertrauen schaffen und dann entscheiden, ob ein Artgenosse wirklich ausgeschlossen ist. Eventuell bei katzenerfahrenen Menschen nachfragen und die Situation einschätzen lassen. Auch für eine Tierheim Katze, welche als Einzeltier ausgeschrieben wurde, besteht eventuell noch Hoffnung :)


Eine Katze von zweien ist verstorben


Hier ist es so, wenn auch sehr traurig- die Katzen sind Gesellschaft gewöhnt, allerdings in der Zeit des Verlustes ebenso sensibel wie wir Menschen. Man sollte aber nicht verpassen, so schnell wie möglich wieder ein Artgenossen dazuzusetzen. Katzen trauern auch, aber still. Ein Artgenosse bietet Abwechslung und spendet Trost im Dasein. Der Mensch versteht die Katze nicht, Katzen untereinander verstehen sich dagegen schon. Katzen, welche gut sozialisiert sind und immer Gesellschaft hatten, werden dies auch wieder einfordern.


Die Auswahl der richtigen Katze


Der richtige Katzenkumpel sollte das gleiche Geschlecht haben und ähnliches Alter. Außerdem sollte der Charakter ähnlich sein, sprich zu ruhigen Gesellen keine hyperaktiven Katzen setzen. Katzen, welche sehr viel ruhen und auch sonst nicht viel Wert auf Action legen, sollten also jemand passendes dazu bekommen, ebenso wie aktive, neugierige Wildfänge einen zweiten Wildfang bekommen sollten. 


Wie oben beschrieben, werden Tiere im Tierheim oft falsch eingeschätzt, weil die Situation im Tierheim niemals mit einem richtigen Zuhause zu vergleichen ist. Pflegestellen und Tierschutzstellen mit Pflegekatzen können oftmals am besten den Charakter einschätzen. In einschlägigen Katzenforen kann man Pflegestellen anfragen oder beim örtlichen Tierschutzverein nach Pflegestellen aus der Umgebung nachfragen.

Bei Rassekatzenhaltern sollte man auch trennen, welche Rassen man hat. So passen Bengalen und Orientalen gut zusammen in Sachen Actionreiches Katzenleben und British Kurzhaar passen gut mit Ragdolls o.ä. zusammen in Sachen Gemütlichkeit.

Bitte keine Katzen über Vermehrer beziehen, dies ist nicht im Sinne des Tierschutzes. Gutes tut man, wenn man die Tiere aus Heimen, von Pflegestellen, Auslandstierschutzstellen o.ä. herholt. Das Katzenelend soll verringert werden, also Vermehrer nicht unterstützen, auch nicht nur einmal.


Geschwisterkatzen


Natürlich ist es günstig, wenn man Geschwister aufnehmen kann. Nun ist es aber so, dass nicht unbedingt immer ein Wurf Kitten im Tierschutz zur Verfügung steht. Wenn doch, ist dies natürlich praktisch für die neuen "Katzeneltern", denn die Kleinen kennen sich, müssen nicht erst getrennt werden und haben sozusagen die ganze Zeit über Gesellschaft genossen. Hier bitte auf das Gechlecht achten, es empfiehlt sich immer Katze zu Katze und Kater zu Kater.


Katze- Katze, Katze- Kater, Kater- Kater --- ja wie denn nun?


Am besten ist immer: gleiches Geschlecht. Auch wenn es anfangs noch nicht so rüber kommt, aber Katze- Kater unterscheiden sich im Verhalten. Kater raufen z.B. doller und derber, viele Katzenmädels werden davon eingeschüchtert. Sie spielen eher sanft, nicht so laut und jagen hintereinander her, ohne aufeinander loszugehen. Kater dagegen wollen beißen, übern Boden rollen und sich vom Versteck aus auf den Kumpel stürzen. Vielen Mädels wird dies dann oft zu viel, es kann Probleme geben. Der Kater kann sein Spielverhalten nicht richtig ausleben und das Mädel wird früher oder später zur Angstkatze. Dieser Situation kann man vorbeugen, indem man gleichgeschlechtliche Pärchen oder Gruppen hält.

Wenn man anfangs Katze- Kater Konstellation gewählt hat und später merkt, es war keine gute Wahl, muss man sein Tier natürlich nicht abgeben. Abhilfe kann dann ein weiteres Tier schaffen, da ist es wichtig, dass Kater immer einen Kater brauchen. So können diese sich austoben und dem Mädel wird mehr Ruhe gegönnt und sie muss nicht als Objekt der Begierde herhalten- sie braucht keine Angst mehr vor Katerattacken haben. Kätzinnen sind oftmals sanfte Gemüter.

Grundlagen der Zusammenführung


Eine Zusammenführung muss bedacht angegangen werden, der Mensch muss wissen, worauf er sich einlässt und den Katzen gegenüber sicher wirken. Unsicherheit des Menschen verwirrt die Tiere ungemein. "Knall auf Fall" und "Hauruck-Aktionen" sind nicht empfehlenswert, es sei denn, es handelt sich um Katzenkinder, diese arrangieren sich sehr schnell miteinander.

Nachdem man die richtige Katze (siehe oben) ausgewählt hat, muss man an die Räumlichkeiten denken- kann man separieren, so dass sich keiner ausgeschlossen fühlt? Sind ausreichend Klos/ Futterplätze/ Schlafplätze etc. zur Verfügung?

Außerdem empfiehlt es sich, dass der Mensch nicht für so viele Stunden am Tag außer Haus ist, damit die Zusammenführung unter Beobachtung steht. Obwohl es bei aufgeregten Menschen auch angebracht ist, sich selber mal runterzufahren und mal ein Spaziergang zu machen, um abzuschalten. Zusammenführungen können gut gemacht werden, wenn der Mensch von Zuhause aus arbeitet, frei hat oder in der Urlaubszeit.

Es ist wichtig, dass die Tiere bei der Zusammenführung nicht akut krank sind. Kranke Tiere sind "Opfer" und Zielobjekt von Aggressionen. Der Gesunheitszustand der zu zusammenführenden Tiere sollte also geklärt sein.

Es sollte mindestens 1 Woche Zeit eingeplant werden für die Zusammenführung. Schwierige Zusammenführungen können sich aber auch über Monate ziehen- die Geduld des Menschen ist sehr wichtig!

Tipps und Tricks


Die Neukatze separieren und erstmal ankommen lassen. Den Extraraum ruhig wählen, Futter und Klo sollten bereitstehen, dann die Katzenbox öffnen. Vorher versichern dass sie in Ruhe und ungestört ankommen kann.

Zur "alteingesessenen Katze" gehen und diese streicheln und Beachtung schenken.

Die erste Nacht keine weiteren Experimente vornehmen und beide Tiere in Ruhe lassen.

Den nächsten Tag und generell alle kommenden Tage, die Katzen pappsatt füttern- mit vollen Bauch kämpft es sich nämlich schlecht. Hungrige Katzen sind auf Krawall gebürstet und könnten neue Tiere als Konkurrenz beim Futterkampf sehen.
Katzen dürfen sich am Türspalt mal beschnuppern.


Kissen/ Decken/ Boxen immer mal austauschen, so werden schonmal Gerüche wahrgenommen.

Katzenklos könnten auch ausgetauscht werden. Am besten wenn "Hinterlassenschaften" noch drin sind. So lernen sie sich kennen.

Katzen mit getragenen Pullis vom Menschen abrubbeln und dann zum drauflegen anbieten- der jeweils anderen Katze. So überträgt sich der gleiche Geruch.

Beide Katzen immer so bespielen, dass sich keine benachteiligt fühlt.

Nach 2- 3 Tagen (liegt im eigenen Ermessen) die Katzen in einen Raum langsam zusammenlassen. Dieser Raum sollte keine offenen Schrankspalten o.ä. haben, damit kein Tier das andere bedrängen kann. Beide sollten vorher ordentlich gefüttert sein. Der Mensch begibt sich auf Tierhöhe (setzen oder auf Boden legen) und lässt die beiden in Ruhe.

Bei Zusammenführungen wird NUR IM NOTFALL eingegriffen! Das heißt: wenn sie sich verbeißen und Blut fließt. Knurren, Fauchen, nacheinander krallen etc. ist NORMAL und das stellt den ersten Kontakt zwischen den Fronten her.

Man kann zu spielen beginnen, Leckerli verteilen usw., damit sie sich langsam kennenlernen.

Bei Unsicherheiten bzw. wenn die Tiere so gar nicht die gegenseitige Ruhe gönnen, kann man Gittertüren nutzen. Diese gehen auch leicht selber zubauen. Es besteht dann Blickkontakt und Austausch von Gerüchen und Geräuschen, es kann aber nichts passieren, im Sinne von Aggression o.ä.

Pheromone können auch eingesetzt werden (Catitude, Feliway) in Stecker oder Sprayform. Die Wirkung ist aber umstritten. Aber für des Menschenseele- man kann alles ausprobieren und Möglichkeiten ausschöpfen ;)

Rescue Tropfen oder Globuli können gegeben werden, bei akuter Aggression oder Unruhe. Einfach zum Unterstützen der Katzen bei der Zusammenführung. Wenn es schwierige Charakterzüge bei den Katzen gibt, empfiehlt sich generell den Rat eines Tierheilpraktiker dazuzzuziehen.