Wenn Katzen älter werden
Es geschieht meist unbemerkt. Aus dem wild spielenden Kätzchen ist eine erwachsene Katze geworden, aber viele weitere Jahre ziehen ins Land, ohne dass wir große Veränderungen an unserer Katze wahrnehmen. Und "plötzlich" feiern wir den 10. Geburtstag unseres Stubentigers. Ist sie jetzt alt?
Altern
ist ein langsamer aber natürlicher Prozess. Genau wie bei uns
Menschen beginnt dieser Prozess bei manchen Katzen früher und bei
anderen später.
In der Veterinärmedizin werden Katzen bereits
mit ca. 8 Jahren als alt bezeichnet. Geriatrische Profile, also ein
Altersblutbild, werden beim Tierarzt gemacht und die
Futtermittelindustrie bietet spezielles Futter für Senioren (ab dem
8. Lebensjahr) an.
Dabei entspricht dieses Alter gerade einmal
einem Menschen mit Mitte 40. Tatsächlich werden Katzen
durchschnittlich zwischen 15-17 Jahre alt. Die Methusalems unter den
Katzen werden sogar bis zu 25 Jahre alt.
Ab wann spricht man von Seniorkatzen?
Katzen
werden schnell erwachsen, lassen sich mit dem „Alt- werden“ dafür
viel Zeit. Es gibt einige Anzeichen, die darauf deuten, dass Ihre
Katze jetzt zum Senioren wird. Viele Katzen werden ab einem gewissen
Punkt einfach weniger, ein Phänomen, dass man auch von uns Menschen
kennt. Aufgrund der geringeren Bewegung und Futtermengen wird die
Muskelmasse weniger, die Hüftknochen treten stärker hervor, sie
wirkt kleiner und zerbrechlicher.
Veränderungen und Erkrankungen mit zu nehmenden Alter
Wenn
Katzen älter werden, verändern sich ihre Bedürfnisse und ihr
Verhalten. In der nachfolgenden Liste finden Sie die wichtigsten
Punkte, die eintreten können, aber nicht müssen:
Schlafen:
Das Ruhebedürfnis nimmt mit zu nehmenden Alter zu. Die Katzen
bevorzugen meist weiche und warme Plätzchen, gerne auf einer etwas
erhöhten Position, von der aus sie alles im Blick haben.
Zugluft:
Alte Katzen sind in Bezug auf Zugluft wesentlich empfindlicher,
gerade bei Fensterplätzen sollen wir ein Auge darauf haben.
Schmusen:
Viele ältere Katzen werden immer verschmuster, suchen noch mehr als
vorher die Nähe ihres Menschen. Sie brauchen die liebevolle
Bestätigung, dass sie nach wie vor geschätzt werden.
Spielen:
Katzen spielen bis ins hohe Alter, wenn sie dem entsprechend
gefordert werden. Ihr Spielen ist zwar weniger intensiv als wie bei
einer Jungkatze, aber sie brauchen die Bewegung und die Abwechslung,
damit sie sich nicht langweilen und resignieren. Unsere Aufgabe ist
es, heraus zu finden, welche Spiele sie inzwischen bevorzugen. Wenn
Angeln und Co nicht mehr der Hit sind, bieten Katzenfummelbretter und
andere Denkspiele eine Alternative.
Tüddeligkeit
und Sturheit: Auch Katzen
können eine gewisse Alterssenilität kriegen, sie kann sich zum
Beispiel in einer allgemeinen Verwirrtheit in manchen Situationen
zeigen. Und so wie alte Menschen oftmals sturer und weniger flexibel
werden, so werden es auch unsere Katzen. In beiden Fällen ist ein
liebevolles Auseinandersetzen und Beschäftigen mit der Katze der
beste Weg. Die täglichen Rituale die wir mit unseren Katzen haben,
werden für eine ältere Katze noch viel wichtiger. Auf sie
überfordernde Veränderungen kann sie mit Angst oder Aggression
reagieren.
Essverhalten:
Vielen Seniorkatzen muss man das Essen hinterher tragen und sie
oftmals vom Napfinhalt überzeugen oder mehrere Dosen aufmachen. Wenn
Ihre Katze etwas schlechter essen sollte, bieten Sie ihr mehrmals am
Tag den Napf an, egal wo sie gerade liegt.
Ernährung:
Der Stoffwechsel und die Hormonproduktion einer Katze im Alter
verändern sich, sie werden langsamer und das Muskel-Fettverhältnis
verschiebt sich. Ihr Energiebedarf – Kalorien – senkt sich,
dagegen steigt der Bedarf nach hochwertigen Proteinen (tierischem
Eiweiß) und Vitaminen.
Futternapf:
Manche Katzen werden im Alter etwas "steifer",
unbeweglicher, andere leiden unter einem übersäuerten Magen. Ein
erhöhter Napf - zum Beispiel ein dickes Buch drunter stellen - biete
dafür schnelle Hilfe.
Trinken:
Ältere Katzen sollten mehr trinken, dass hilft ihnen die
Stoffwechselprodukte leichter auszuscheiden.
Ältere Katzen
können unter Verstopfung leiden, auch hier hilft viel Trinken schon
weiter. Im schlimmsten Falle muss der Tierarzt oder ein
Tierheilpraktiker bei Verstopfungen helfen.
Geruchssinn:
Wie bei uns Menschen lassen viele Sinne auch bei den Katzen nach. Der
Geruchsinn ist ein wichtiges Kommunikationsmittel von Katzen, so
essen sie zum Beispiel auch nichts, was sie nicht riechen können.
Deswegen ist Seniorfutter auch meist geruchsintensiver.
Sehkraft:
Mit zu nehmenden Alter kann die Sehkraft einer Katze nachlassen,
Katzen können auch grauen oder grünen Star kriegen. Falls Ihre
Katze davon betroffen ist, ist es ratsam ihre Umgebung nicht
großartig zu verändern. Manche Katzen freuen sich, wenn Nachts ein
kleines Licht wie zum Beispiel einer Salzkristalleuchte für sie
brennt, man kann beobachten, wie sie die Nähe zum Licht suchen.
Sprungkraft:
Arthrose und Rheuma können auch bei Katzen auftreten, genauso wie
ein normales Nachlassen der Sprungkraft. Sehr hilfreich sind jetzt
kleine Kratzbäume oder Möbel, die Ihrer Katze den Aufstieg auf die
Heizung, die Balkonbrüstung oder andere erhöhte Lieblingsplätze
erleichtern.
Gelenkigkeit:
Die Beweglichkeit wird wie bei uns Menschen auch geringer. Manchmal
werden gar die Katzenkloumrandungen zu hoch. Ein kleiner Fußschemel
vor dem Klo oder ein etwas eingeschnittener Rand bieten hier Hilfe.
Unsauberkeit:
Viele verschiedene Faktoren können bei einer Katze im Alter zur
Unsauberkeit führen, Sei es, dass sie in ihrer Verwirrtheit das Klo
nicht findet, es nicht schnell genug erreicht hat, sie dachte sie sei
auf dem Klo oder sie nicht hineinkam, es kann immer wieder mal
passieren. Bitte beseitigen sie kommentarlos das kleine Malheur, sie
kann wirklich nichts dafür und meint es in keinster Weise
persönlich. Eventuell müssen Sie für eine gewisse Zeit einfach den
Teppich wegräumen oder mehrere niedrige Klos aufstellen.
Fell-
und Körperpflege:
Einhergehend mit der geringeren Gelenkigkeit kommt die Katze beim
Putzen nicht mehr überall hin. Mit einem feuchten – nicht nassen!
– Waschlappen können wir sie dabei unterstützen.
Haut
und Fell: Viele Katzen
bekommen im Alter eine trockene Haut und oder ein struppiges oder
schuppiges Fell. Oftmals zeigt das einen Mangel an bestimmten
Vitaminen oder Spurenelementen an, es gibt viele natürliche
Nahrungsergänzungsmittel und Produkte, mit denen Sie ihr – am
Besten in Absprache mit Ihrem Tierarzt oder Tierheilpraktiker –
helfen können.
Zähne
und Zahnfleisch: Zahnstein und
Zahnfleischentzündungen sind eine häufige Erkrankung im Alter. Am
Besten ist ein regelmäßiger Kontrollblick ins Mäulchen, denn wenn
sie davon betroffen sind sollte schnell Abhilfe beim Tierarzt
geschaffen werden. Zum einen lassen Schmerzen im Mund Katzen weniger
oder gar nicht fressen, zum anderen können längere Entzündungen im
Maul zu weiteren Krankheiten wie der chronischen Niereninsuffizienz
führen.
Nierenfunktion:
An der chronischen Niereninsuffizienz erkranken rund ein Drittel
aller Katzen im Alter.
Herzfunktion:
Katzen können im Laufe des Älterwerdens Herzerkrankungen
bekommen:
Blutzucker:
Nicht wenige Katzen bekommen im Alter einen erhöhten Blutzucker,
manche brauchen sogar eine tägliche
Insulinspritze.
Fettleibigkeit:
Manche Katzen neigen aufgrund zu weniger Bewegung und eventuell auch
falschem Essverhalten zur Fettleibigkeit im Alter. Da dies die
Gelenke und den Stoffwechsel mehr belastet ist ein langsames Abnehmen
in Begleitung eines Tierarztes oder Tierheilpraktikers ratsam.
Schilddrüsenfehlfunktion:
Eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist bei Katzen über
10 Jahren die häufigste hormonelle Störung, sehr typisch ist ein
Gewichtsverlust trotz erhöhter Futteraufnahme.
Tumorerkrankungen:
Falls Ihnen beim Schmusen ein Knubbel oder Knoten auffällt, lassen
Sie ihn bitte tierärztlich untersuchen. Bei Katzen steigt die
Neigung an Tumorerkrankungen mit dem Alter. Die häufigste Form ist
das maligne Lymphom:
Das Leben mit einer alten Katze
Wenn
eine oder mehrere der oben beschriebenen Veränderungen oder
Erkrankungen bei Ihrer Katze eingetroffen sind, wenn sie anfängt
abzubauen, dann hat ihre letzte Lebensphase begonnen. Ihre Katze
braucht Sie, Ihre Gelassenheit und Ihre Liebe genauso sehr, wie sie
sie als kleines Kitten brauchte. Natürlich kann es Sie stressen,
wenn sie mal wieder nicht ins Klo gepinkelt hat oder wenn sie Sie
mehrmals täglich lauthals anmiauzt, weil sie etwas will. Aber es ist
auch eine sehr innige Zeit, wenn Sie sich darauf einlassen, wenn Sie
zulassen, dass jetzt ihre Lebenszeit sich langsam oder auch schnell
dem Ende nähert. Bei den meisten Katzen wird im Alter das
Schmusebedürfnis, die Sehnsucht nach Ihrer Zärtlichkeit größer,
sie braucht Ihre Nähe und Zuwendung um in Würde zu altern und sich
zu verabschieden.
Beobachten Sie sie im Hinblick auf oben
beschriebene Erkrankungen oder Beschwerden und lesen Sie ihr jeden
Wunsch von den Augen ab.
Ihr
Lohn liegt in der Zufriedenheit Ihrer alten Katze, in ihrem lauten
Schnurren wenn sie in Ihrem Arm liegt, der gerade wieder einmal
einschläft, weil Sie sich wegen ihr nicht bewegen können und
wollen.