Es
gibt viele Gründe warum Menschen sich als Pflegestelle anbieten, sie
wollen den Tierschutz unterstützen, einer Katze eine bessere
Vermittlungschance geben oder es gibt ein Tier was eine gesonderte
Betreuung braucht die in einem Tierheim nicht zu realisieren ist.
Grundsätzlich ist die erste Frage die man sich stellen sollte ob man das überhaupt kann, manche Pflegis bleiben einige Wochen andere Monate oder sogar Jahre. Kann ich ein Tier was bei mir lebt einfach so wieder abgeben?
Und
danach kommen etliche andere wichtige Fragen die wir hier in 2 Teile
auf gespaltet haben, als erstes Sie als Pflegestelle und an zweiter
Stelle der Verein, die Organisation, das Tierheim.
Teil 1 – Sie als Pflegestelle
Was
mache ich eigentlich als Pflegestelle?
Sie
geben Tieren aus einem Verein, einer Organisation oder einem Tierheim
ein Zuhause. Teilweise kommen diese Tiere aus dem Ausland (a) aber
auch Tiere in Deutschland suchen Pflegestellen (b).
- diese Tiere haben eine geringe Vermittlungschance da die nicht besichtige werden können und teilweise die Einschätzung des Charakters sehr schwer fällt.
- diese Tiere sind oft diejenigen die im Tierheim untergehen, schüchtern teilweise sogar aus Angst aggressiv sind, oder einfach nicht mit der Tierheim Situation klar kommen
In
beiden Fällen kann es sein das die Tiere Krankheiten haben und aus
dem Grund eine Pflegestelle suchen. Im familiären Umfeld ist es oft
einfacher eine geregelte Medikamenten Gabe zu garantieren als im oft
stressigem Tierheimalltag. Teilweise werden Tiere auf Pflegestellen
vermittelt sie noch Erziehung brauchen. In diesen Fällen muss der
Verein Ihnen darüber im Voraus Auskunft geben.
Ihre
Pflegies leben bei ihnen wie ihren eigenen Tiere auch, sie werden von
Ihnen gefüttert, bespielt, bekommen einen Schlafplatz und leben ein
ganz normales Leben bei Ihnen.
Was
muss ich an Voraussetzungen erfüllen?
Diese
Frage kann man nicht genau beantworten da hier jeder Verein eine
andere Ansicht hat. Grundsätzlich gilt aber man sollte ein wenig
Erfahrung mitbringen und ein Artgerechtes Zuhause anbieten können.
Es sollte jedem bewusst sein, dass die Tiere auch einmal krank werden
können und somit ein Tierarztbesuch Pflicht wird.
Sie
sollten ausreichend Zeit für das Tier haben und auch die
Finanziellen Mittel. (weiter unten gibt es dazu mehr Infos)
Starke
Nerven, ein großes Herz und Geduld sollten sie mitbringen, da das
Tier unter Umständen noch nicht Stubenrein ist, sehr ängstlich sein
kann, sich erst in Ruhe an das neue Zuhause und auch an Sie gewöhnen
muss.
Sie
werden sicher durch eine Vorkontrolle geprüft ob sie die
Vereinsabhängigen Voraussetzungen erfüllen.
Was
kommen für Kosten auf mich zu?
Auch
hier kann man keine eindeutige Antwort geben. Bei vielen Vereinen
zahlt die Pflegestelle das Futter, Katzenstreu und alle Dinge die
eine Katze täglich braucht (Spielzeug, Fressnäpfe, Katzentoilette).
Tierarztkosten werden oft von dem Verein übernommen, dennoch muss
man hierbei drauf hinweisen das Sie in Vorkasse gehen müssen. Bei
einigen Vereinen zahlen sie gar nichts, bei anderen alles. Einige
Vereine helfen Ihnen auch indem sie Sachspenden zur Verfügung
stellen. Informieren sie sich also im Vorfeld genau wie es in dem
Verein gemacht wird!
Muss
ich mich um die Vermittlung kümmern?
Ja
und gleichzeitig Nein!
Ja,
indem Sie dem Verein das Tier so genau wie möglich beschreiben, es
wohnt bei Ihnen und Sie kennen das Tier und seine Eigenschaften am
besten. Fotos und Videos werden von allen gerne gesehen. Außerdem
sollten Sie sich bewusst sein das sie jederzeit fremde Menschen in
ihrem Zuhause haben können, die Katzen wollen ja auch besichtigt
werden.
Viele
Vereine begrüßen es wenn Sie trotzdem aktiv werden, machen sie z.b.
Zettel fertig und hängen diese bei Ihrem Tierarzt aus. In der
heutigen Zeit ist es auch sinnvoll im Internet aktiv zu werden. Sind
Sie bei Facebook angemeldet? Nutzen Sie es doch für ihre
Pflegekatzen. Erstellen Sie eine eigene Seite für ihre Pflegies,
versorgen sie ihre „Fans“ mit neues Fotos, Beiträgen und kleinen
Einblicken in das Leben ihrer Katzen.
Wie
lange bleibt mein Pflegetier eigentlich bei mir?
In
Notsituationen steht Ihnen der Verein aber sicher beiseite. Sollten
Sie ins Krankenhaus müssen oder entsteht eine andere Situation die
den frühzeitigen Auszug erzwingen sollten Sie sich sofort bei dem
zuständigem Verein melden um gemeinsam eine Lösung zu finden. Geben
Sie das Tier niemals ohne Absprache und Einwilligung vom Verein in
fremde Obhut!
Was
ist wenn ich mich nicht mehr Trennen kann?
Hier
ist es oft möglich das sie ihren Pflegevertrag in einen
Schutzvertrag umändern und das Tier somit fest in Ihren Besitz
übergeht. Bedenken Sie hierbei bitte alle Fragen die sich auch bei
der Anschaffung eines Tieres stellen und denken Sie dran nun sind sie
allein für das Tier da, auch finanziell.
Teil
2 – Der Verein, die Organisation, das Tierheim
Sie
haben es sicher schon oft gehört, es gibt viele schwarze Schafe.
Aber wie findet man unter diesen die seriösen Vereine?
Eines
muss ihnen jederzeit bewusst sein:
Jeder
kann – ungeachtet seiner Motivation und seiner Befähigung –
privat Tiere vermitteln oder einen Tierschutzverein gründen. Es gibt
weder Gütesiegel noch eine rechtliche Einschränkung oder gar
Kontrolle.
Daher
machen sie sich Gedanken, gucken Sie sich den Verein genau an,
Googlen sie auch einfach mal (oft finden sich Foren beitrage),
stellen Sie lieber viel zu viele Fragen als zu wenige und hören Sie
auf ihr Bauchgefühl.
Ein
seriöser Tierschutzverein wird sie nie drängen ein Tier
aufzunehmen.
Er
wird nicht an Ihr Mitleid appellieren, indem er Ihnen vorjammert,
dass die Tiere getötet werden und Sie schnellstens helfen und
adoptieren müssen! Bitte fallen Sie nicht auf diese Mitleidsmasche
herein! Bei allem Leid im Ursprungsland des Tieres ist einem seriösen
Tierschützer klar, dass er nicht jedes Tier retten kann und ihm
liegt mehr daran, einem individuellen Tier ein wirklich gutes Heim zu
vermitteln als eine große Anzahl an Tieren auf die Schnelle zu
vermitteln.
Wenn
Sie die Internetseite eines Vereins sehen und dort auf der ersten
Seite plakativ und mitleidheischend Bilder von den Zuständen in den
ausländischen Tierheimen zu sehen sind und massiv darum gerungen
wird, Tiere zu vermitteln und Spenden zu erhalten.
Behalten
Sie einen klaren Blick und betrachten Sie den Internetauftritt
kritisch. Bei allem Mitleid sollten Sie prüfen, wie die Motivation
aussieht, die hinter dieser Präsentation steht.
Versuchen
Sie möglichst viele Informationen über die vermittelnde
Organisation zu bekommen:
-
Besuchen Sie mehrere Tage/Wochen hintereinander die Homepage der
Tierschutzorganisation. Meist erkennt man daran bereits, wie gut der
Verein organisiert ist. Eine schlechte, unübersichtliche und nicht
aussagefähige Homepage ist oft ein Zeichen für auch anderweitig
mangelhafte Organisation im Verein.
-
Besteht der Verein tatsächlich aus einem gleichberechtigten Team
aktiver Menschen oder ist er in Wirklichkeit ein Ein-Mann-Betrieb, wo
bereits der stellvertretende Vorsitzende nicht mitarbeitet, sondern
nur - aus Eigennutz? - seinen Namen hergibt.
Kein Tierschutzverein kann dauerhaft mit nicht mal einer Handvoll aktiver Personen geführt werden. Dafür sind die Aufgaben zu umfangreich und zu vielfältig.
Kein Tierschutzverein kann dauerhaft mit nicht mal einer Handvoll aktiver Personen geführt werden. Dafür sind die Aufgaben zu umfangreich und zu vielfältig.
-
Wichtig ist auch, dass Spendenaufrufe unverzüglich gelöscht werden,
sofern die Spende nicht mehr benötigt wird. Bei manchen
Tierschutzorganisationen leben die Tiere längst in den neuen
Familien, während auf der Homepage noch immer um Spenden für diesen
Tiere gebeten wird. Auch hier hilft genaues Nachfragen, kritisches
Lesen und sofern möglich: Prüfung der Aktualität der Homepage.
-
Ein weiterer Punkt kann bereits mit einem Blick auf die Homepage
erkannt werden: Wie lange leben die Hunde des Vereins
durchschnittlich auf den Pflegestellen und wie oft werden die Texte
und Bilder aktualisiert. Ein guter Verein aktualisiert seine Seiten
bezüglich der Hunde, die in Pflegefamilien leben, mehrmals pro
Monat.
-
Lassen Sie sich nicht von vollmundigen Titeln der Ansprechpartner
täuschen. Nicht jedes Zertifikat ist das Papier wert, auf das es
gedruckt ist. Suchen Sie in diesem Fall den Anbieter und prüfen Sie
selbst, woraus der Inhalt des Lehrgangs besteht. Seminare, die
überwiegend theoretischen Inhalt haben, bedeuten noch lange nicht,
dass der Titelinhaber auch praktische Erfahrung mit Hund und Halter
hat.
-
Bitte achten Sie darauf, ob Sie Informationen finden, mit welchen
Tierheimen konkret gearbeitet wird. Wie wird durch die gezahlten
Schutzgebühren den Tieren im Ausland und dem Muttertierheim
geholfen?
-
Seid wann arbeitet die Organisation schon mit dem/den Tierheim/en
zusammen?
-
besteht die Möglichkeit, direkt mit den Tierschützern im Ausland
Kontakt aufzunehmen, um z. B. Bilder und einen Erfahrungsbericht zu
erhalten? Vergessen Sie nicht: Im Ausland sind die Tiere oft längere
Zeit in Obhut der Menschen gewesen, die das Tier vielleicht vor dem
Tod gerettet, in Pflege gehabt oder über längere Zeit betreut
haben. Viele ausländische Tierschützer haben eine persönliche
Beziehung zu den Tieren entwickelt und sind voller Freude, wenn
dieses ein Zuhause in Deutschland findet, haben aber auch Angst vor
der Ungewissheit, welches Leben das Tier nun in Deutschland haben
wird. Sie können die Zuverlässigkeit und Transparenz einer
Tierschutzorganisation prüfen, indem Sie selber mit der
Tierschutzorganisation vor Ort in Kontakt treten dürfen, eine
Homepage genannt bekommen oder Kontaktdaten, Email-Adressen,
Telefon-Nr. und Namen, um eine direkte Kontaktaufnahme zu
ermöglichen!
-
Lassen Sie sich die Arbeitsweise der Tierschützer erklären, wenn
diese nicht auf der Homepage oder durch andere Quellen klar definiert
ist. Auffällig kann sein, wenn die Tierheime, aus denen die Tiere
stammen, nicht genau benannt sind oder auch die Tierheime, für die
Spenden gesammelt werden.
-
Falls überwiegend Kitten vermittelt werden – warum ist das so?
(Eine auffallend große Anzahl an zu vermittelnden Kitten ist ein
hoher Indikator für unseriösen Tierschutz, da damit schnell Geld
verdient werden kann und der Verbleib von Kitten oft nicht
hinterfragt wird!)
-
Wie werden die Spendengelder eingesetzt?
-
Wie kommen Sachspenden ins Ausland? Fragen Sie nach Bildern von den
Transporten und von der Ankunft im Ausland!
-
Wo kann man sich darüber informieren, ob die Spendengelder wirklich
den Tieren zukommt? (Bilder, Berichte auf der Webseite, Kopien der
Belege und Quittungen von Tierärzten, aus denen die tatsächliche
Behandlung eines über Spendenaufruf behandelten Tieres hervorgeht,
Spenderlisten auf der Webseite)
-
Sie sollten im Vorgespräch ausführlich über den Vermittlungsablauf
und über mögliche Krankheiten der Tiere aus dem Ausland informiert
werden. Alle Ihre Fragen sollten ausführlich beantwortet werden und
falls Sie den Eindruck haben, dass Ihre Fragen unangenehm sind –
achten Sie auf Ihr Bauchgefühl und prüfen Sie lieber einmal mehr.
-
Eine Abgabe der Katzen sollte nie ohne Vorkontrolle erfolgen!
Vorkontrollen sind notwendig, um sich über die neuen Lebensumstände
des Tieres zu informieren, und um in einen persönlichen Kontakt mit
den Menschen zu kommen, die sich um die Tiere kümmern werden, die
einem selber in Obhut übergeben wurden. Fragen Sie einfach mal an,
ob eine Vorkontrolle entfallen kann und hören Sie selbst, wie die
Reaktion ist. Wenn sofort darauf eingegangen wird, dass ein Tier ohne
Vorkontrolle vermittelt werden kann, sollte Ihnen das Aufschluss über
die Seriosität der Organisation geben! Vorkontrollen entfallen nur,
wenn es einen Leumund gibt oder Sie schon im Tierschutz aktiv waren
und dies benennen und diese Informationen von den Vermittlern
hinterfragt werden können.
-
Sind Sie im Kontakt mit einer Organisation, die kein eingetragener
Verein ist, sollte nichts dagegen sprechen, die Schutzgebühr oder
Spende direkt auf das Konto der Auslandsorganisation zu überweisen.
Innerhalb der EU sind die Banküberweisungskosten ganz gering. Es ist
zumindest eine Nachfrage wert und die Reaktion auf Ihren Wunsch
sollte Ihnen Aufschluss über die Seriosität der Organisation geben!
Falls Sie eine Spendenquittung benötigen: Diese erhalten Sie nicht
für Schutzgebühren sondern lediglich für Spenden und auch bei
Spenden akzeptiert das Finanzamt Spendenquittungen nur von
eingetragenen deutschen Vereinen, die als gemeinnützig anerkannt
sind! Ob zu der vom Verein genannten Steuernummer tatsächlich eine
Gemeinnützigkeit anerkannt wurde, erfahren Sie im Zweifelsfall durch
eine Rückfrage beim entsprechenden Finanzamt.
-
Fragen Sie, ob und gegen was die Tiere geimpft werden und ob sie
einen EU-Tierausweis haben.
-
Eine Übergabe muss immer mit dem EU-Tierausweis des Tieres erfolgen.
Dieses Dokument gehört zum Tier genau wie der Personalausweis zum
Menschen. Der EU-Tierausweis dient der Information über den
Impfstatus des Tieres, als Nachweis über den Chip und als Nachweis
über die erfolgten Untersuchungen und Behandlungen: ob die
Ausreise-Untersuchungen eingehalten wurden, eine Parasitenbehandlung
sowie eine Wurmkur erfolgt sind, ob die Tollwutimpfung korrekt
erfolgt ist. Spätestens bei Ihrem ersten Tierarztbesuch benötigen
Sie den EU-Tierausweis.
Es
kann sein, das seriöse Tierschutzorganisationen manche der
aufgeführten Punkte abweichend handhaben, das mindert nicht die
Qualität ihrer guten Arbeit. Aber bitte seien Sie auf jeden Fall
wachsam, wenn mehrere der oben genannte Punkte zusammentreffen, Ein
Verdacht auf Tierhandel ist dann naheliegend!
Die
Dokumente
Bei
der Übergabe bekommen Sie den EU-Heimtierpass ausgehändigt. Hier
sind alle Impfungen und vor allem die Chipnummer vermerkt. Bekommen
sie keinen Pass sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen!!! Sie
sollten unabhängig von allen Umständen mit dem Tier in der ersten
Woche einmal zu ihrem Tierarzt, lassen sie dort unbedingt den Chip
kontrollieren. Sollten hierbei eine Nummer abgelesen werden die nicht
mit der im EU-Pass vermerkten Nummer übereinstimmt oder ein anderes
Problem entstehen rufen sie sofort den Verein an!
Entweder
bei der Übergabe oder schon vorher bekommen sie einen Pflegevertrag
der von beiden Parteien unterschrieben werden muss.
Beachten
Sie bitte das jeder Verein unterschiedliche Verträge hat, hier also
noch mal die wichtigsten Punkte die auf alle Fälle genannt werden
müssen.
-
Vollständiger Name, Adresse und Kontaktdaten des Vereins
-
Vollständiger Name, Adresse und Kontaktdaten der Pflegestelle
-
Name, Alter, Rasse, Chipnummer, Tätowierung, Gesundheitszustand des
Tieres
-
rechtliche Vereinbarungen
-
Datum, Ort und Unterschriften
Lesen
Sie den Vertrag unbedingt ganz genau durch und unterschreiben Sie nur
wenn sie mit allen Punkten einverstanden sind.
Seien
Sie sich bewusst was Sie als Pflegestelle viele schöne Momente
erleben werden aber es erfordert auch starke Nerven dieses Tier
wieder gehen zu lassen.