Donnerstag, 7. November 2013

Pflegekatzen

Es gibt viele Gründe warum Menschen sich als Pflegestelle anbieten, sie wollen den Tierschutz unterstützen, einer Katze eine bessere Vermittlungschance geben oder es gibt ein Tier was eine gesonderte Betreuung braucht die in einem Tierheim nicht zu realisieren ist.

Grundsätzlich ist die erste Frage die man sich stellen sollte ob man das überhaupt kann, manche Pflegis bleiben einige Wochen andere Monate oder sogar Jahre. Kann ich ein Tier was bei mir lebt einfach so wieder abgeben?
Und danach kommen etliche andere wichtige Fragen die wir hier in 2 Teile auf gespaltet haben, als erstes Sie als Pflegestelle und an zweiter Stelle der Verein, die Organisation, das Tierheim.



Teil 1 – Sie als Pflegestelle


Was mache ich eigentlich als Pflegestelle?
Sie geben Tieren aus einem Verein, einer Organisation oder einem Tierheim ein Zuhause. Teilweise kommen diese Tiere aus dem Ausland (a) aber auch Tiere in Deutschland suchen Pflegestellen (b).
  1. diese Tiere haben eine geringe Vermittlungschance da die nicht besichtige werden können und teilweise die Einschätzung des Charakters sehr schwer fällt.
  2. diese Tiere sind oft diejenigen die im Tierheim untergehen, schüchtern teilweise sogar aus Angst aggressiv sind, oder einfach nicht mit der Tierheim Situation klar kommen

In beiden Fällen kann es sein das die Tiere Krankheiten haben und aus dem Grund eine Pflegestelle suchen. Im familiären Umfeld ist es oft einfacher eine geregelte Medikamenten Gabe zu garantieren als im oft stressigem Tierheimalltag. Teilweise werden Tiere auf Pflegestellen vermittelt sie noch Erziehung brauchen. In diesen Fällen muss der Verein Ihnen darüber im Voraus Auskunft geben.
Ihre Pflegies leben bei ihnen wie ihren eigenen Tiere auch, sie werden von Ihnen gefüttert, bespielt, bekommen einen Schlafplatz und leben ein ganz normales Leben bei Ihnen.

Was muss ich an Voraussetzungen erfüllen?
Diese Frage kann man nicht genau beantworten da hier jeder Verein eine andere Ansicht hat. Grundsätzlich gilt aber man sollte ein wenig Erfahrung mitbringen und ein Artgerechtes Zuhause anbieten können. Es sollte jedem bewusst sein, dass die Tiere auch einmal krank werden können und somit ein Tierarztbesuch Pflicht wird.
Sie sollten ausreichend Zeit für das Tier haben und auch die Finanziellen Mittel. (weiter unten gibt es dazu mehr Infos)
Starke Nerven, ein großes Herz und Geduld sollten sie mitbringen, da das Tier unter Umständen noch nicht Stubenrein ist, sehr ängstlich sein kann, sich erst in Ruhe an das neue Zuhause und auch an Sie gewöhnen muss.
Sie werden sicher durch eine Vorkontrolle geprüft ob sie die Vereinsabhängigen Voraussetzungen erfüllen.

Was kommen für Kosten auf mich zu?
Auch hier kann man keine eindeutige Antwort geben. Bei vielen Vereinen zahlt die Pflegestelle das Futter, Katzenstreu und alle Dinge die eine Katze täglich braucht (Spielzeug, Fressnäpfe, Katzentoilette). Tierarztkosten werden oft von dem Verein übernommen, dennoch muss man hierbei drauf hinweisen das Sie in Vorkasse gehen müssen. Bei einigen Vereinen zahlen sie gar nichts, bei anderen alles. Einige Vereine helfen Ihnen auch indem sie Sachspenden zur Verfügung stellen. Informieren sie sich also im Vorfeld genau wie es in dem Verein gemacht wird!

Muss ich mich um die Vermittlung kümmern?
Ja und gleichzeitig Nein!
Ja, indem Sie dem Verein das Tier so genau wie möglich beschreiben, es wohnt bei Ihnen und Sie kennen das Tier und seine Eigenschaften am besten. Fotos und Videos werden von allen gerne gesehen. Außerdem sollten Sie sich bewusst sein das sie jederzeit fremde Menschen in ihrem Zuhause haben können, die Katzen wollen ja auch besichtigt werden.
Viele Vereine begrüßen es wenn Sie trotzdem aktiv werden, machen sie z.b. Zettel fertig und hängen diese bei Ihrem Tierarzt aus. In der heutigen Zeit ist es auch sinnvoll im Internet aktiv zu werden. Sind Sie bei Facebook angemeldet? Nutzen Sie es doch für ihre Pflegekatzen. Erstellen Sie eine eigene Seite für ihre Pflegies, versorgen sie ihre „Fans“ mit neues Fotos, Beiträgen und kleinen Einblicken in das Leben ihrer Katzen.

Wie lange bleibt mein Pflegetier eigentlich bei mir?
So lange bis es Vermittelt wird.
In Notsituationen steht Ihnen der Verein aber sicher beiseite. Sollten Sie ins Krankenhaus müssen oder entsteht eine andere Situation die den frühzeitigen Auszug erzwingen sollten Sie sich sofort bei dem zuständigem Verein melden um gemeinsam eine Lösung zu finden. Geben Sie das Tier niemals ohne Absprache und Einwilligung vom Verein in fremde Obhut!

Was ist wenn ich mich nicht mehr Trennen kann?
Hier ist es oft möglich das sie ihren Pflegevertrag in einen Schutzvertrag umändern und das Tier somit fest in Ihren Besitz übergeht. Bedenken Sie hierbei bitte alle Fragen die sich auch bei der Anschaffung eines Tieres stellen und denken Sie dran nun sind sie allein für das Tier da, auch finanziell.


Teil 2 – Der Verein, die Organisation, das Tierheim

Sie haben es sicher schon oft gehört, es gibt viele schwarze Schafe. Aber wie findet man unter diesen die seriösen Vereine?
Eines muss ihnen jederzeit bewusst sein:
Jeder kann – ungeachtet seiner Motivation und seiner Befähigung – privat Tiere vermitteln oder einen Tierschutzverein gründen. Es gibt weder Gütesiegel noch eine rechtliche Einschränkung oder gar Kontrolle.

Daher machen sie sich Gedanken, gucken Sie sich den Verein genau an, Googlen sie auch einfach mal (oft finden sich Foren beitrage), stellen Sie lieber viel zu viele Fragen als zu wenige und hören Sie auf ihr Bauchgefühl.
Ein seriöser Tierschutzverein wird sie nie drängen ein Tier aufzunehmen.
Er wird nicht an Ihr Mitleid appellieren, indem er Ihnen vorjammert, dass die Tiere getötet werden und Sie schnellstens helfen und adoptieren müssen! Bitte fallen Sie nicht auf diese Mitleidsmasche herein! Bei allem Leid im Ursprungsland des Tieres ist einem seriösen Tierschützer klar, dass er nicht jedes Tier retten kann und ihm liegt mehr daran, einem individuellen Tier ein wirklich gutes Heim zu vermitteln als eine große Anzahl an Tieren auf die Schnelle zu vermitteln.
Wenn Sie die Internetseite eines Vereins sehen und dort auf der ersten Seite plakativ und mitleidheischend Bilder von den Zuständen in den ausländischen Tierheimen zu sehen sind und massiv darum gerungen wird, Tiere zu vermitteln und Spenden zu erhalten.
Behalten Sie einen klaren Blick und betrachten Sie den Internetauftritt kritisch. Bei allem Mitleid sollten Sie prüfen, wie die Motivation aussieht, die hinter dieser Präsentation steht.

Versuchen Sie möglichst viele Informationen über die vermittelnde Organisation zu bekommen:
- Besuchen Sie mehrere Tage/Wochen hintereinander die Homepage der Tierschutzorganisation. Meist erkennt man daran bereits, wie gut der Verein organisiert ist. Eine schlechte, unübersichtliche und nicht aussagefähige Homepage ist oft ein Zeichen für auch anderweitig mangelhafte Organisation im Verein.
- Besteht der Verein tatsächlich aus einem gleichberechtigten Team aktiver Menschen oder ist er in Wirklichkeit ein Ein-Mann-Betrieb, wo bereits der stellvertretende Vorsitzende nicht mitarbeitet, sondern nur - aus Eigennutz? - seinen Namen hergibt.
Kein Tierschutzverein kann dauerhaft mit nicht mal einer Handvoll aktiver Personen geführt werden. Dafür sind die Aufgaben zu umfangreich und zu vielfältig.
- Wichtig ist auch, dass Spendenaufrufe unverzüglich gelöscht werden, sofern die Spende nicht mehr benötigt wird. Bei manchen Tierschutzorganisationen leben die Tiere längst in den neuen Familien, während auf der Homepage noch immer um Spenden für diesen Tiere gebeten wird. Auch hier hilft genaues Nachfragen, kritisches Lesen und sofern möglich: Prüfung der Aktualität der Homepage.
- Ein weiterer Punkt kann bereits mit einem Blick auf die Homepage erkannt werden: Wie lange leben die Hunde des Vereins durchschnittlich auf den Pflegestellen und wie oft werden die Texte und Bilder aktualisiert. Ein guter Verein aktualisiert seine Seiten bezüglich der Hunde, die in Pflegefamilien leben, mehrmals pro Monat. 
- Lassen Sie sich nicht von vollmundigen Titeln der Ansprechpartner täuschen. Nicht jedes Zertifikat ist das Papier wert, auf das es gedruckt ist. Suchen Sie in diesem Fall den Anbieter und prüfen Sie selbst, woraus der Inhalt des Lehrgangs besteht. Seminare, die überwiegend theoretischen Inhalt haben, bedeuten noch lange nicht, dass der Titelinhaber auch praktische Erfahrung mit Hund und Halter hat.
- Bitte achten Sie darauf, ob Sie Informationen finden, mit welchen Tierheimen konkret gearbeitet wird. Wie wird durch die gezahlten Schutzgebühren den Tieren im Ausland und dem Muttertierheim geholfen?
- Seid wann arbeitet die Organisation schon mit dem/den Tierheim/en zusammen?
- besteht die Möglichkeit, direkt mit den Tierschützern im Ausland Kontakt aufzunehmen, um z. B. Bilder und einen Erfahrungsbericht zu erhalten? Vergessen Sie nicht: Im Ausland sind die Tiere oft längere Zeit in Obhut der Menschen gewesen, die das Tier vielleicht vor dem Tod gerettet, in Pflege gehabt oder über längere Zeit betreut haben. Viele ausländische Tierschützer haben eine persönliche Beziehung zu den Tieren entwickelt und sind voller Freude, wenn dieses ein Zuhause in Deutschland findet, haben aber auch Angst vor der Ungewissheit, welches Leben das Tier nun in Deutschland haben wird. Sie können die Zuverlässigkeit und Transparenz einer Tierschutzorganisation prüfen, indem Sie selber mit der Tierschutzorganisation vor Ort in Kontakt treten dürfen, eine Homepage genannt bekommen oder Kontaktdaten, Email-Adressen, Telefon-Nr. und Namen, um eine direkte Kontaktaufnahme zu ermöglichen!
- Lassen Sie sich die Arbeitsweise der Tierschützer erklären, wenn diese nicht auf der Homepage oder durch andere Quellen klar definiert ist. Auffällig kann sein, wenn die Tierheime, aus denen die Tiere stammen, nicht genau benannt sind oder auch die Tierheime, für die Spenden gesammelt werden.
- Falls überwiegend Kitten vermittelt werden – warum ist das so? (Eine auffallend große Anzahl an zu vermittelnden Kitten ist ein hoher Indikator für unseriösen Tierschutz, da damit schnell Geld verdient werden kann und der Verbleib von Kitten oft nicht hinterfragt wird!)
- Wie werden die Spendengelder eingesetzt?
- Wie kommen Sachspenden ins Ausland? Fragen Sie nach Bildern von den Transporten und von der Ankunft im Ausland!
- Wo kann man sich darüber informieren, ob die Spendengelder wirklich den Tieren zukommt? (Bilder, Berichte auf der Webseite, Kopien der Belege und Quittungen von Tierärzten, aus denen die tatsächliche Behandlung eines über Spendenaufruf behandelten Tieres hervorgeht, Spenderlisten auf der Webseite)
- Sie sollten im Vorgespräch ausführlich über den Vermittlungsablauf und über mögliche Krankheiten der Tiere aus dem Ausland informiert werden. Alle Ihre Fragen sollten ausführlich beantwortet werden und falls Sie den Eindruck haben, dass Ihre Fragen unangenehm sind – achten Sie auf Ihr Bauchgefühl und prüfen Sie lieber einmal mehr.
- Eine Abgabe der Katzen sollte nie ohne Vorkontrolle erfolgen! Vorkontrollen sind notwendig, um sich über die neuen Lebensumstände des Tieres zu informieren, und um in einen persönlichen Kontakt mit den Menschen zu kommen, die sich um die Tiere kümmern werden, die einem selber in Obhut übergeben wurden. Fragen Sie einfach mal an, ob eine Vorkontrolle entfallen kann und hören Sie selbst, wie die Reaktion ist. Wenn sofort darauf eingegangen wird, dass ein Tier ohne Vorkontrolle vermittelt werden kann, sollte Ihnen das Aufschluss über die Seriosität der Organisation geben! Vorkontrollen entfallen nur, wenn es einen Leumund gibt oder Sie schon im Tierschutz aktiv waren und dies benennen und diese Informationen von den Vermittlern hinterfragt werden können.
- Sind Sie im Kontakt mit einer Organisation, die kein eingetragener Verein ist, sollte nichts dagegen sprechen, die Schutzgebühr oder Spende direkt auf das Konto der Auslandsorganisation zu überweisen. Innerhalb der EU sind die Banküberweisungskosten ganz gering. Es ist zumindest eine Nachfrage wert und die Reaktion auf Ihren Wunsch sollte Ihnen Aufschluss über die Seriosität der Organisation geben! Falls Sie eine Spendenquittung benötigen: Diese erhalten Sie nicht für Schutzgebühren sondern lediglich für Spenden und auch bei Spenden akzeptiert das Finanzamt Spendenquittungen nur von eingetragenen deutschen Vereinen, die als gemeinnützig anerkannt sind! Ob zu der vom Verein genannten Steuernummer tatsächlich eine Gemeinnützigkeit anerkannt wurde, erfahren Sie im Zweifelsfall durch eine Rückfrage beim entsprechenden Finanzamt.
- Fragen Sie, ob und gegen was die Tiere geimpft werden und ob sie einen EU-Tierausweis haben.
- Eine Übergabe muss immer mit dem EU-Tierausweis des Tieres erfolgen. Dieses Dokument gehört zum Tier genau wie der Personalausweis zum Menschen. Der EU-Tierausweis dient der Information über den Impfstatus des Tieres, als Nachweis über den Chip und als Nachweis über die erfolgten Untersuchungen und Behandlungen: ob die Ausreise-Untersuchungen eingehalten wurden, eine Parasitenbehandlung sowie eine Wurmkur erfolgt sind, ob die Tollwutimpfung korrekt erfolgt ist. Spätestens bei Ihrem ersten Tierarztbesuch benötigen Sie den EU-Tierausweis.
Es kann sein, das seriöse Tierschutzorganisationen manche der aufgeführten Punkte abweichend handhaben, das mindert nicht die Qualität ihrer guten Arbeit. Aber bitte seien Sie auf jeden Fall wachsam, wenn mehrere der oben genannte Punkte zusammentreffen, Ein Verdacht auf Tierhandel ist dann naheliegend!

Die Dokumente

Bei der Übergabe bekommen Sie den EU-Heimtierpass ausgehändigt. Hier sind alle Impfungen und vor allem die Chipnummer vermerkt. Bekommen sie keinen Pass sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen!!! Sie sollten unabhängig von allen Umständen mit dem Tier in der ersten Woche einmal zu ihrem Tierarzt, lassen sie dort unbedingt den Chip kontrollieren. Sollten hierbei eine Nummer abgelesen werden die nicht mit der im EU-Pass vermerkten Nummer übereinstimmt oder ein anderes Problem entstehen rufen sie sofort den Verein an!

Entweder bei der Übergabe oder schon vorher bekommen sie einen Pflegevertrag der von beiden Parteien unterschrieben werden muss.
Beachten Sie bitte das jeder Verein unterschiedliche Verträge hat, hier also noch mal die wichtigsten Punkte die auf alle Fälle genannt werden müssen.
- Vollständiger Name, Adresse und Kontaktdaten des Vereins
- Vollständiger Name, Adresse und Kontaktdaten der Pflegestelle
- Name, Alter, Rasse, Chipnummer, Tätowierung, Gesundheitszustand des Tieres
- rechtliche Vereinbarungen
- Datum, Ort und Unterschriften

Lesen Sie den Vertrag unbedingt ganz genau durch und unterschreiben Sie nur wenn sie mit allen Punkten einverstanden sind.

Seien Sie sich bewusst was Sie als Pflegestelle viele schöne Momente erleben werden aber es erfordert auch starke Nerven dieses Tier wieder gehen zu lassen.